Barock-Konzert

Freitag, 15. September 2023, 20:00 Uhr – Ehemalige Synagoge

Eintritt: 15,00 €

öffentliche Veranstaltung im Rahmen des Symposiums „Simultaneen im deutschen Sprachraum“ *

(für Tagungsgäste: Platzreservierung und Konzerteintritt in der Teilnahmegebühr enthalten)

* Informationen + Anmeldung (bis 31.8.23): https://simultankirchenradweg.de/symposium/

Manuel Krauß, Bariton

Livia Wiersich, Violine

Michael Kämmle, Flöte & Text

Axel Wolf, Theorbe

Leitung & Konzeption:

Michael Kämmle

Zum PROGRAMM:

Die Musik dieses Konzerts hat enge Bezüge zu Nürnberg und stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht der überregional bedeutende Nürnberger Komponist und Organist Johann Erasmus Kindermann (1616-1655). 1634/35 hielt er sich mit einem Stipendium der Reichsstadt in Italien auf, wo er in Venedig wohl auch Claudio Monteverdi begegnete. Italienischen Einfluss zeigen Kindermanns Kompositionen, seine Verwendung venezianischer Satzbezeichnungen sowie die Publikation von Kompositionen italienischer Meister wie Tarquinio Merula (1595-1665) und Salamone Rossi (um 1570 – um 1630) in seinen Sammeldrucken.

Rossi, aus einer alteingesessenen italienisch-jüdischen Familie, ist 1587-1622 als Geiger, Sänger und z.T. Kapellmeister am Hof von Mantua nachweisbar, wo 1590-1612 auch Monteverdi wirkte. 1623 veröffentlichte Rossi unter „Ha-Shirim Asher li-Shelomoh“ mehrstimmige hebräische Psalmvertonungen, von denen im Programm dieses Konzerts zwei mit instrumentalen Trios zusammengestellt werden, die Kindermann 1643 im letzten Teil seiner Sammlung Deliciae studiosorum in Nürnberg veröffentlicht hatte.

Katholische Musica Sacra repräsentieren Werke von Monteverdi und Tarquinio Merula. Letzterer wirkte 1634/35 in Bergamo, was eine Begegnung mit Kindermann denkbar macht. Immerhin erschienen 1655 im Musicalischen Zeitvertreiber Werke beider Komponisten nebeneinander.

Das Repertoire, aus dem Nürnbergs Stadtmusiker bei Gottesdiensten und Privatandachten schöpfen konnten, bestand nicht nur aus Kompositionen von in der protestantischen Reichsstadt selbst ansässigen Meistern wie Johann und Sigismund Theophil Staden oder eben Kindermann. Sie konnten auch auf eine umfangreiche Notenbibliothek zurückgreifen, in der sich alle aktuellen Neuerscheinungen finden ließen wie etwa die „Geistlichen Konzerte“ von Heinrich Schütz.

Im Konzertprogramm schließt sich gleichsam ein Kreis, indem Werke der drei Konfessionen erklingen, die nicht nur aus Nürnberg, sondern auch aus Mitteldeutschland und Italien stammten, aber etwa kurz nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs unter der Ägide Kindermanns alle in Nürnberg hätten erklingen können. Da aber Musiker wie Kindermann oder sein Freund Staden zuweilen auch in Sulzbach zu Gast waren, ist es durchaus möglich, dass diese oder ähnliche klein besetzten geistlichen Werke auch in hier erklungen sind.

Zum ENSEMBLE und seinen Mitgliedern:

Markenzeichen des in Nürnberg beheimateten Ensemble Sanspareil ist die Verbindung von Musik und Literatur in Collagen aus Text und Musik. Dabei wird häufig ein augenzwinkerndes Spiel mit der historischen Wirklichkeit und Wahrscheinlichkeit betrieben, so dass die Grenzen zwischen Werktreue und Erfindung verwischen, aber zugleich auch stets lebendige Bilder davon entstehen, wie es gewesen sein könnte.

Herz des Ensembles ist Musiker und Autor Michael Kämmle, der die Zusammenstellung und Erfindung seiner Collagen als eine Art Spiel betrachtet. Darin ist er sich Georg Philipp Harsdörffer verbunden, dem Begründer des „Pegnesischen Blumenordens“, bei dem Michael Kämmle auch Mitglied ist.

Seine musikalischen Mitstreiter sind allesamt Experten der Alten Musik:

Der in Weiden geborene Bariton Manuel Krauß (u.a. Gesangsdozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg sowie Stimmbildner beim Jugendchor Herzogenaurach und an der Chorabteilung der Musikschule der Stadt Nürnberg). Livia Wiersich (aus Frankfurt/Oder, später im Raum Nürnberg aufgewachsen; überregional tätig in mehreren Ensembles). Autor und Musiker Michael Kämmle (Nürnberg; dort u.a. Leiter der „Neuen Nürnberger Ratsmusik“) unterrichtet alle Arten von Flöten so wie Alte Musik an den städtischen Musikschulen in Sulzbach-Rosenberg und Lau.

Der international tätige Axel Wolf gilt durch sein ausdrucksvolles Spiel und seine Darstellungskunst als einer der führenden Lautenisten; davon zeugen nicht zuletzt über 70 CD-Aufnahmen als Continuo-Spieler sowie mehrere Soloproduktionen.